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Monogamie, offene Beziehung, Polyamorie – und was wir dabei oft vergessen

Drei Menschen liegen eng umschlungen im Bett – Symbolbild für verschiedene Beziehungsformen wie Monogamie, offene Beziehung und Polyamorie.

Wir sprechen heute viel über Beziehung – aber meist darüber, welche Form die richtige ist.


Monogamie, offene Beziehung, Polyamorie – als wären das feste Kategorien, in die man einfach hineinpasst.

Doch Beziehung ist kein Konzept.

Sie ist ein lebendiger Prozess zwischen Sicherheit und Freiheit, zwischen Nähe und Selbst.


Die Frage ist also nicht: Welche Form ist richtig?

Sondern: Welche Form erlaubt mir, ehrlich zu sein – mit mir und mit dem anderen?



Monogamie – die Sehnsucht nach Sicherheit und Exklusivität


Monogamie gilt in unserer Kultur oft als die Norm.

Zwei Menschen. Eine Liebe. Exklusiv.

Ein Versprechen: „Nur du.“


Für viele ist das ein tiefes Bedürfnis.

Monogamie kann Halt geben, Struktur, Vertrauen. Sie schafft einen geschützten Raum, in dem Liebe wachsen darf – wo sich Nähe langsam vertieft, weil sie nicht ständig bedroht ist.


Doch Monogamie ist kein Automatismus. Sie ist eine bewusste Entscheidung – und sie will gepflegt werden.


Monogamie bedeutet nicht nur, auf andere zu verzichten. Sie bedeutet, sich immer wieder füreinander zu entscheiden, auch dann, wenn Alltag, Gewohnheit oder Zweifel kommen.


Wahre Monogamie lebt nicht vom „Verbot“ anderer, sondern vom „Ja“ zueinander – jeden Tag neu.

Aber: Viele Menschen leben monogam, ohne es je bewusst gewählt zu haben. Weil „man das eben so macht“. Weil sie Angst haben, den anderen zu verlieren – oder sich selbst zu verlieren, wenn sie anders leben würden.


Doch Monogamie ist kein Käfig, wenn sie aus Freiheit entsteht. Sie kann dann tief, sicher und kraftvoll sein – ein Ort, an dem du dich ganz zeigen darfst, ohne dich aufzugeben.


Monogamie bedeutet nicht Besitz. Sie bedeutet Verbindlichkeit – getragen von Bewusstsein, nicht von Kontrolle.

Wenn sie bewusst gelebt wird, ist Monogamie nicht altmodisch, sondern zutiefst modern: weil sie Nähe und Entwicklung miteinander vereint.



Offene Beziehung – die Sehnsucht nach Freiheit


Offene Beziehungen werden oft reduziert auf das, was sie nach aussen sichtbar machen: Sexuelle Freiheit. Abenteuer. Andere Körper.


Doch in Wahrheit geht es um etwas Tieferes. Um das Bedürfnis, sich selbst lebendig zu fühlen – ohne die Liebe zu verlieren, die man zuhause gefunden hat.


Eine offene Beziehung bedeutet, dass zwei Menschen eine emotionale Bindung zueinander behalten, aber sexuelle oder romantische Begegnungen mit anderen bewusst zulassen.


Das kann sehr unterschiedlich aussehen:

  • Für manche sind körperliche Begegnungen erlaubt, emotionale Nähe aber tabu.

  • Andere erlauben auch Gefühle – solange Ehrlichkeit und Kommunikation bestehen.


Keine offene Beziehung gleicht der anderen. Sie funktioniert nur, wenn beide sich frei und gleichzeitig verbunden fühlen können.


Das ist der schwierigste Teil:

Denn sobald Offenheit nicht mehr aus innerer Entscheidung entsteht, sondern aus Angst, etwas zu verpassen oder den anderen zu verlieren, wird sie zu einer Flucht – nicht zu einer Freiheit.


Eine offene Beziehung ist kein Mittel gegen Langeweile, sondern eine Praxis der radikalen Ehrlichkeit. Sie konfrontiert dich mit Eifersucht, Unsicherheit und Kontrollbedürfnis – und lädt dich ein, Vertrauen völlig neu zu definieren.


Freiheit ohne Verantwortung ist Beliebigkeit. Verantwortung ohne Freiheit ist Enge. Zwischen beiden liegt Bewusstheit.

Wenn sie gelingt, öffnet die offene Beziehung Räume, in denen beide Partner lernen, dass Liebe nicht kleiner wird, wenn sie geteilt wird – sondern bewusster, wenn sie gewählt bleibt.



Polyamorie – die Sehnsucht nach Tiefe und Vielfalt


Polyamorie bedeutet wörtlich „viele Lieben“ – und beschreibt eine Beziehungsform, in der Menschen mehrere emotionale oder sexuelle Beziehungen gleichzeitig führen, mit Einverständnis, Transparenz und Ehrlichkeit aller Beteiligten.


Während in einer offenen Beziehung die emotionale Bindung meist zu einer Hauptperson gehört, können in polyamoren Beziehungsformen mehrere tiefe emotionale Verbindungen parallel bestehen.


Es geht also nicht um Gelegenheiten – sondern um Liebe in verschiedenen Facetten.


Polyamorie kann sehr unterschiedlich gelebt werden:

  • Triade: Drei Menschen sind miteinander in einer gemeinsamen Beziehung.

  • V-Beziehung: Eine Person ist mit zwei Menschen verbunden, die selbst kein Paar sind.

  • Polyfidelität: Eine feste Gruppe von Menschen entscheidet sich, exklusiv innerhalb des „Kreises“ zu lieben.

  • Offenes Polyamores Netzwerk: Mehrere verbundene Beziehungen, jede individuell gestaltet.


Polyamorie verlangt ein hohes Mass an Bewusstsein, Kommunikation und Selbstreflexion.


Denn sie konfrontiert mit Themen wie Besitz, Eifersucht, Vergleich und dem eigenen Wertgefühl – alles, was wir in klassischen Modellen oft verdrängen.


Polyamorie ist kein Rezept für mehr Freiheit. Sie ist ein Weg zu mehr Bewusstsein.

Sie zeigt, dass Liebe kein begrenztes Gut ist, sondern ein Zustand innerer Weite. Doch diese Weite braucht Halt – nicht durch Kontrolle, sondern durch emotionale Reife.


Polyamorie funktioniert nur, wenn du dich selbst klar halten kannst – auch dann, wenn Liebe sich teilt. Mehr Liebe bedeutet nicht weniger Tiefe. Nur mehr Wahrhaftigkeit.



Was wir bei allen Beziehungsformen oft vergessen


Egal ob monogam, offen oder polyamor – keine Form schützt vor Schmerz, Unsicherheit oder Sehnsucht.


Viele Menschen glauben, eine andere Struktur würde ihre inneren Konflikte lösen.

Aber keine Beziehungsform kann heilen, was du in dir selbst ablehnst.

Beziehung ist kein Konzept, das dich rettet. Sie ist ein Spiegel.

Du kannst in einer offenen Beziehung gefangen sein – und in einer monogamen frei.

Was zählt, ist nicht was du lebst, sondern wie bewusst du es tust.



Monogamie, offene Beziehung, Polyamorie – und was passt jetzt zu dir?


Stell dir selbst Fragen, bevor du dich für oder gegen eine Beziehungsform entscheidest:

  • Wonach sehnt sich mein Herz wirklich?

  • Wann fühle ich mich verbunden, wann eingeengt?

  • Wo endet meine Offenheit, und wo beginnt mein Schutzmechanismus?

  • Und: Bin ich bereit, Verantwortung für meine Gefühle zu übernehmen – statt sie an die Struktur abzugeben?


Es geht nicht um die richtige Form. Es geht darum, eine ehrliche Beziehung zu führen – mit dir selbst und mit anderen.



Liebe braucht Bewusstsein, nicht Etiketten


Liebe hat viele Formen. Monogam, offen, polyamor – sie alle können heilsam sein, wenn sie bewusst gelebt werden.


Doch keine Beziehungsform funktioniert, wenn du dich selbst darin verlierst.

Wahre Nähe entsteht dort, wo Freiheit und Sicherheit sich nicht ausschliessen –sondern einander halten.


Am Ende geht es nicht um Besitz. Sondern um Präsenz. Nicht um Regeln. Sondern um Bewusstsein.

Welche Beziehungsform spiegelt gerade dein inneres Bedürfnis?

Wie erlebst du Nähe, Freiheit und Verbundenheit?

Teile deine Gedanken unten in den Kommentaren oder auf Instagram – ich bin neugierig auf deine Sicht. 🤍


Deine Daniela,

Paar- und Sexualberaterin

Coach & Mentor für Liebe, Beziehung und Sexualität


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