Eifersucht verstehen und bewältigen – und was sie dir wirklich ins Ohr flüstert
- Daniela Bodinoli

- 24. Aug.
- 3 Min. Lesezeit

Eifersucht spüren, verstehen, nutzen
Eifersucht – dieses Ziehen im Bauch, der Kloss im Hals, der Alarm, den man lieber ignoriert. Ich kenne das nur zu gut. Am Anfang meiner Beziehung war Eifersucht wie ein ständiger Schatten an meiner Seite. Immer, wenn mein Freund sich mit seinen Freunden traf, spürte ich, wie sich in mir ein Knoten zusammenzog.
Der Grund war, dass zu diesem grossen Freundeskreis auch seine Exfreundin gehörte – und ihre Trennung lag damals noch nicht lange zurück.
Ich hatte diese wiederkehrende Angst, dass er ihr bei solchen Treffen begegnen könnte. Und obwohl ich innerlich wusste – schon damals! – dass er keinerlei Interesse mehr an ihr hatte, bekam ich dieses Kopfkino nicht ausgeschaltet.
Ich kannte seinen Blick, wenn er von ihr sprach: da war nichts mehr. Kein Funkeln, keine Sehnsucht, nur Vergangenheit. Trotzdem war mein Körper in Alarmbereitschaft, als müsste ich etwas beschützen.
Ich habe in dieser Zeit unglaublich viel über mich selbst gelernt. Ich habe gemerkt, dass Eifersucht oft nicht viel mit dem anderen Menschen zu tun hat, sondern mit den Geschichten, die wir uns selbst erzählen.
Was Eifersucht uns über uns selbst erzählt
Eifersucht ist selten nur ein Hinweis darauf, dass der Partner etwas falsch macht. Meist ist sie ein Spiegel unserer eigenen Unsicherheiten. Bei mir war es die Angst, nicht genug zu sein, nicht gewählt zu werden. Und auch wenn diese Angst objektiv unbegründet war, fühlte sie sich in dem Moment sehr real an.
Durch bewusstes Reflektieren, ehrliches Teilen meiner Gefühle und Gespräche lernte ich: Ich darf mich sicher fühlen. Ich darf gesehen werden. Mein Partner war da, ich war da – das reichte.
Heute sehe ich Eifersucht als Signalgeber. Sie zeigt, wo uns etwas wichtig ist, wo unsere Ängste lauern – und wo wir hinschauen sollten.
Eifersucht taucht überall auf
Nicht nur in romantischen Beziehungen:
Freundschaften: Wenn die beste Freundin plötzlich Zeit mit jemand anderem verbringt.
Arbeit: Wenn ein Kollege Anerkennung bekommt, die wir uns gewünscht hätten.
Familie: Wenn Geschwister scheinbar mehr Aufmerksamkeit erhalten.
Kreative Projekte: Wenn andere schneller vorankommen als wir.
Die Wurzel ist fast immer dieselbe: Angst. Angst, nicht genug zu sein. Angst, ersetzt zu werden. Angst, weniger wert zu sein.
Eifersucht entschlüsseln
Der Schlüssel liegt darin, Eifersucht bewusst zu beobachten:
Unbegründete Eifersucht Ein Echo alter Erfahrungen, das uns zu uns selbst führen will.
Begründete Eifersucht Ein Signal, dass etwas in der Beziehung oder Situation real aus dem Gleichgewicht geraten ist.
Eifersucht verstehen und bewältigen erfordert Mut – den Mut, ehrlich zu sich selbst zu sein, verletzlich zu zeigen und aktiv Schritte zu unternehmen, um Klarheit und Sicherheit zu gewinnen.
Schritt für Schritt: Eifersucht verstehen und bewältigen in der Praxis
Gefühle benennen: Statt Vorwürfe, lieber sagen: „Das fühle ich gerade.“
Reflektieren: Handelt es sich um alte Ängste oder um eine reale Situation?
Kommunizieren: Gespräche führen, Grenzen setzen, Klarheit schaffen.
Selbstreflexion: Welche Angst steckt dahinter, was möchte sie uns zeigen?
Handeln mit Respekt: Entscheidungen treffen, die sowohl die Beziehung als auch dich selbst schützen.
Wenn Eifersucht begründet ist
Manchmal ist Eifersucht nicht nur ein Echo der Vergangenheit, sondern ein reales Signal: Untreue, Vertrauensbruch, wiederkehrende Muster. Dann geht es nicht darum, Gefühle wegzuatmen, sondern ehrlich hinzuschauen, Fragen zu stellen und Grenzen zu setzen.
Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben. Mut bedeutet, trotz Angst klar zu handeln und Entscheidungen zu treffen, die uns guttun.
Eifersucht als Chance – neugierig bleiben
Heute begegne ich Eifersucht mit Neugier: Egal, ob sie aus Unsicherheit kommt oder ein echtes Warnsignal ist. Sie ruft nach Ehrlichkeit – zu mir selbst und zu meinem Partner. Sie zeigt, wo Wachstum, Selbstreflexion und Handlung nötig sind.
Fragen, die helfen:
„Welche Geschichte erzähle ich mir gerade selbst?“
„Handelt es sich um alte Ängste oder eine reale Situation?“
„Was kann ich jetzt tun, um mich selbst zu stärken?“
Wer diese Fragen stellt, verwandelt Eifersucht in Klarheit, Selbstrespekt und innere Stärke.
Eifersucht ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von tieferem Fühlen. Sie fordert Mut: Mut, hinzuschauen, ehrlich zu sein, sich verletzlich zu zeigen und Entscheidungen zu treffen, die uns guttun. Wer das wagt, verwandelt Angst in Wachstum, Klarheit und offene Herzen.
Deine Daniela
Coach & Mentor für Liebe, Beziehungen & Sexualität




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