Kommunikation in der Beziehung: Warum Worte verletzen – und wie sie wieder verbinden
- Daniela Bodinoli

- 27. Nov.
- 4 Min. Lesezeit

Wenn Paare zu mir kommen, landet das Gespräch früher oder später immer bei demselben Thema: Kommunikation.
Nicht, weil sie nicht reden – sondern weil das, was gesagt wird, oft nicht dort ankommt, wo es hin soll. Kommunikation ist einer der wichtigsten Bausteine einer stabilen, liebevollen Beziehung. Und gleichzeitig einer der schwierigsten.
Wir lernen in der Schule, Gedichte zu analysieren, mathematische Gleichungen zu lösen, Fremdsprachen zu sprechen – aber nicht, wie man Bedürfnisse ausdrückt, Grenzen kommuniziert oder Verletzlichkeit zeigt.
Also greifen wir auf Muster zurück, die wir von früher kennen. Und viele dieser Muster führen nicht zu Nähe – sondern zu Distanz. Sie wollen einander erreichen – und treffen trotzdem immer wieder daneben. Das liegt selten an mangelnder Mühe, sondern an zwei Dingen, die wir kaum bewusst wahrnehmen:
Wie wir gelernt haben zu sprechen - also die Art und Weise, in der wir etwas sagen.
Wie wir gelernt haben zu lieben - wie wir sie zeigen und empfangen, die "Sprache der Liebe".
Beides entscheidet darüber, ob das, was wir sagen, beim anderen als Angriff, als Rückzug – oder als Liebe ankommt. In diesem Artikel gehen wir auf den Punkt "Wie wir gelernt haben zu sprechen" ein. Für Sprache der Liebe werde ich in den nächsten Wochen einen eigenen, ausführlichen Artikel schreiben.
Warum Kommunikation in der Beziehung so schnell scheitert
Die meisten von uns haben nie wirklich gelernt, wie man über Gefühle, Grenzen und Bedürfnisse spricht. Wir können argumentieren, diskutieren, analysieren – aber uns selbst zeigen, ohne anzugreifen oder uns zu verteidigen, fällt vielen schwer.
In Konflikten passiert dann oft Folgendes:
Wir benutzen Worte wie „immer“, „nie“, „du solltest“, „du musst“.
Wir reden über den anderen, nicht über uns.
Wir greifen an – oder ziehen uns zurück.
Wir sprechen aus Verletzung, nicht aus Kontakt.
Das Problem ist: So eine Sprache macht den anderen automatisch dicht. Der Körper geht in Verteidigung – nicht in Verbindung. Nicht, weil wir destruktiv sein wollen. Sondern weil unser Nervensystem Bedrohung wittert. Unsere Worte werden hart, fordernd oder unklar, weil wir selbst innerlich angespannt sind.
Statt:
„Ich bin traurig, weil ich mich alleine gelassen fühle.“
sagen viele:
„Du bist nie für mich da.“
Die Botschaft, die ankommt, ist nicht: „Ich brauche dich.“
Sondern: „Du bist falsch.“
Und plötzlich geht eine kleine Bewegung im Nervensystem los… eine Welle, die sich dann wie ein Gesprächs-Unfall anfühlt.
Warum unser Gehirn Gespräche manchmal sabotiert – das limbische System
Wenn wir uns verletzt, überfordert oder unsicher fühlen, übernimmt ein Teil unseres Gehirns die Führung: das limbische System. Es will uns schützen.
Aber im Gespräch schützt es nicht die Beziehung – es schützt uns selbst.
Seine drei Strategien:
Angriff – „Ich muss mich verteidigen.“
Flucht – „Ich ziehe mich zurück.“
Erstarren – „Ich weiss nicht, was ich sagen soll.“
Wenn dieser Bereich aktiviert ist, sprechen wir nicht mehr, um Verbindung herzustellen. Wir sprechen, um uns zu sichern. Der Partner macht gleichzeitig dasselbe. So reden zwei Menschen aneinander vorbei –obwohl sie versuchen, sich zu finden.
Trigger – wenn alte Erfahrungen in neuen Gesprächen mitreden
Ein grosser Teil von Kommunikationsproblemen hat nichts mit dem aktuellen Thema zu tun. Sondern mit dem, was alte Erfahrungen in uns auslösen.
Trigger können entstehen durch:
frühere Beziehungen
Kindheitserfahrungen
Kritik, die wir oft gehört haben
Angst vor Konflikten
Angst vor Verlust oder Nähe
Dann hören wir Sätze nicht so, wie sie gemeint sind – sondern durch den Filter unserer Geschichte.
Gute Kommunikation braucht deshalb nicht nur klare Worte – sondern Selbstwahrnehmung.
Wir haben verlernt, Bedürfnisse und Gefühle auszudrücken
Viele Menschen können genau sagen, was sie stört, aber kaum jemand kann ausdrücken, was sie brauchen.
Darum klingt ein Schmerz oft wie ein Angriff:
„Du hörst mir nie zu.“
„Immer machst du…“
„Du verstehst mich nicht.“
Diese Sätze zeigen Überforderung – aber sie schaffen Distanz. Was wir stattdessen sagen müssten, haben wir nie gelernt:
„Ich fühle mich nicht gesehen.“
„Ich brauche eine Pause.“
„Es verletzt mich, wenn du dich zurückziehst.“
Dieses achtsame Sprechen ist eine Fähigkeit, die wir erst als Erwachsene (wenn überhaupt) lernen. Und sie verändert alles.
Wie die Gewaltfreie Kommunikation helfen kann – ohne „Technik“ zu werden
Viele haben Angst, GFK sei steif, künstlich oder „zu therapeutisch“. Aber eigentlich ist sie etwas anderes:
GFK ist ein Weg, sich selbst zu spüren, bevor man spricht, und den anderen zu erreichen, ohne ihn zu verletzen.
Sie basiert auf vier einfachen Elementen:
Wahrnehmen statt interpretieren
Fühlen statt angreifen
Benennen statt fordern
Bitten statt erwarten
Das klingt leicht. Aber es ist ein achtsamer Prozess, alte Muster zu verlernen. Man lernt nicht „schön zu reden“ – man lernt ehrlich zu sprechen, ohne zerstörerisch zu werden. Das braucht Zeit, Wiederholung, Geduld. Und manchmal Begleitung.
Kommunikation ist ein Prozess. Kein Trick, keine Technik.
Viele wünschen sich eine schnelle Lösung: „Wenn wir nur richtig reden würden, wäre alles gut.“
Aber Kommunikation ist kein Werkzeugkasten. Sie ist Beziehungsarbeit. Sie entsteht, wenn zwei Menschen:
sich selbst beobachten
Verantwortung übernehmen
Pausen machen
statt Schuld Fragen stellen
und versuchen, neugierig zu bleiben, statt Recht zu behalten
Kommunikation gelingt nicht durch Perfektion, sondern durch Präsenz.
Wenn du Unterstützung möchtest
Es ist möglich, miteinander zu sprechen, ohne sich zu verlieren. Es ist möglich, gehört zu werden – und zuzuhören, ohne in alte Muster zu fallen. Und es ist möglich, wieder Worte zu finden, die verbinden.
Wenn du diesen Weg gehen möchtest: Ich begleite dich (euch) – klar, behutsam und ohne Druck.
Deine Daniela
Paar- und Sexualberaterin
Coach & Mentor für Liebe, Beziehung & Sexualität




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